24. September 2008

Gerd Siemoneit-Barum

Circus Barum-Safari Programm 1971

Gerd Siemoneit-Barum mit seinem Lieblingslöwen Prinz

Inge Siemoneit, Gerd Siemoneit's Frau, die mit ihm den Circus Safari gründete und die wesentlichen Anteil am Erfolg der ersten Jahre hatte. Sie ist leider viel zu früh verstorben.

Gerd Siemoneit auf Cora + Mara, den Tigern seiner ersten gemischten Raubtiergruppe

23. September 2008

Erinnerungen an Barum-Safari 1971

1971 im Bürowagen des Circus Barum-Safari. Links Ellen .., vorne Volker Reinke, im Hintergrund Peter Burger
Abstieg und Aufstieg
Erinnerungen an das Jahr 1971

Wisst ihr was das Postbüro beim Circus Barum-Safari 1971 war ?
Adressenschreiben, Adressenschreiben, Adressenschr........, kuvertieren, kuvertieren, kuv........., verschicken von tausenden von Werbebriefen mit Gutscheinen jeden Tag, wochenlang. Einzige Abwechslung war der Auf- und Abbau des Restaurationszeltes, bei dem auch das Büroteam mit anpacken musste. So schaffte ich mit Volker Reinke und anderen an verschiedenen Fronten. Für diesen Job liess ich mich von Wolfgang Paschke anheuern und gab dafür eine gesicherte Stelle beim Staat auf. Wie ernüchternd war dieses Abenteuer und so war es die willkommene Gelegenheit als Raubtierkutscher dieser gleichförmigen Hölle zu entrinnen. So erlebte ich neben dem systematischen Aufstieg des Circus Barum, auch sehr hautnah den Abstieg von Gerd Siemoneits gemischter Raubtiergruppe, mit der er in der Circusbranche international berühmt wurde. Begonnen hatte die Verkleinerung der Tiergruppe schon vor meiner Zeit. Doch auf dem engen Platz der Kiesgrube von Lindenberg im Allgäu, nach einem hektischen schwülen Aufbautag passierte das Unglück. Der Kutscher Fritz war nur einen Moment unkonzentriert und der Löwe Pascha drückte einen Holzschieber auf und stürzte auf das letzte Puma dieser Gruppe.
Ein Prankenschlag und ein Biß des Löwen machten dem Puma ein schnelles Ende. Der schnell herbeigerufene Tierarzt konnte nur noch den Tod feststellen. An diesem Abend gab es im Raubtiercircus Barum-Safari keine Raubtiere zu sehen. Der Kutscher Fritz wurde mit Vorwürfen eingedeckt und Siemoneit trauerte um eines seiner Lieblingstiere.

Nur wenige Tage später in Überlingen am Bodensee, nach ebenso hektischen wie schwülen Wetter kam es im total ausverkauften Circus zu einem weiteren Unfall.
Eine Mutter schickte beim Hereinlassen der Raubtiere ihr Kind zu den lieben Löwen (zu “Claerence” - wie der schielende Löwe im Fernsehen hiess) und das Kind griff bevor wir es verhindern konnten nach Onyx, dem schwarzen Panther, der gerade im Lauftunnel auf seinen Einsatz wartete. Dieser packte das Kind durch das Gitter und hielt mit den Pranken den Kopf fest. Ich versuchte Onyx abzulenken, indem ich in am Schwanz zog und diesen verdrehte. Umsonst! Erst nachdem Gerd Siemoneit mit einem Stock stark auf Onyx einprügelte, liess dieser sein Opfer los. Ein Sanitäter trug das blutüberströmte Kind davon. Nachdem Gerd Siemoneit wieder im Sattelgang war, sagte er nur “Mein Gott, der hat es aber fest gepackt!” und sah mich einen Moment wie einen Freund an, mit dem er die Hölle durchstanden hatte. Kurze Zeit später hatte er die Fassung wieder und führte die Raubtiernummer scheinbar gelassen souverän vor, nur auf den Panthersprung in seine Arme verzichtete er und dies nun für einige Wochen. Onyx hatte Blut geleckt und musste sich erst wieder beruhigen. Dem Kind wurde das Gesicht aufgerissen, ein tragisch trauriger Unfall. Doch die meisten Zuschauer merkten nichts und eine kleine Pressenotiz am Tag darauf in der Zeitung war nicht spektakulär genug um das Publikum zu verschrecken. Es wurde eher angelockt und das ganze Gastspiel war ein Riesenerfolg. Nach meiner Zeugenvernehmung durch einen Polizeibeamten habe ich von dieser Sache nichts mehr gehört.

Die Gemischte Gruppe von Gerd Siemoneit mit den Leoparden Onxy und Alpha, den Tigern Cora und Mara und den Löwen Prinz und Pascha arbeitete noch einige Jahre im Programm, souverän und elegant präsentiert vom Meisterdompteur. Ein edler Rest einer glanzvollen Dressur, die am strapaziösen Aufbau eines nun fast beispielhaften Circusunternehmens zerfiel. Ein hoher Preis! Doch die Treue zu seinen Tieren, die ihn berühmt gemacht hatten, blieb bis zu deren Ende erhalten, Da sassen sie nun, alt aber zufrieden in der Tierschau und nahmen am Rhythmus des Circus weiterhin stillen Anteil. Immer wenn ich in die Tierschau kam und diese Tiere sah, dachte ich an ein Stück bedeutsamer Circusgeschichte, an der ich für einen kleinen Zeitabschnitt Anteil hatte.

Geschrieben ca. 1980 / Editiert 2006
Peter Burger



Circus Barum-Safari 1971 in Lindenberg im Allgäu

19. September 2008


Barum 1979


Barum 1981




Barum 1983





Barum 1987



Barum 1992


Barum 2008







Circus Barum im Wandel der Zeit


Nachdem es so scheint als ob 2008 die letzte Saison des grossartigen Circus Barum ist, wollen wir einen Blick zurück auf 38 Jahre Circus Gerd Siemoneit-Barum werfen.


Gerd Siemoneit wird am 6. März 1931 im ostpreußischen Gumbinnen in gutbürgerlichen Verhältnissen geboren.
Bereits als Jugendlicher fast er jedoch den Entschluss: „Ich werde Raubtier-Dompteur oder Circusdirektor.“ Am liebsten beides.

Auf der Flucht verschlägt es die Familie nach Hamburg-Bergedorf.

Hier in Hamburg packt er im Mai 1946 heimlich seine Habseligkeiten und heuert als „elternloser Flüchtling“ beim „Circus Williams“ an. Die Mutter, die ihn mit Hilfe der Polizei schnell ausfindig macht, lässt sich von der Circusdirektorin Carola Williams schließlich überzeugen, dass ihr Sohn auch beim Circus Zukunftschancen haben kann.

Eine Saison bleibt Gerd Siemoneit beim Circus Williams und macht sich als „Mädchen für Alles“ nützlich. Im Winter kehrt er erst einmal zurück zu seiner Familie, die inzwischen in Marburg lebt und beginnt, dem Wunsch der Mutter entsprechend, eine Druckerlehre. Doch schon bald drängt es ihn erneut zum Circus.

1948 lässt er sich im Circus Barum der Familie Kreiser engagieren, arbeitet als Requisiteur, später als Tierpfleger. Gemeinsam mit einigen Gleichaltrigen lässt ihn das Direktions-Paar Margarete und Arthur Kreiser schließlich zum Jockeyreiter ausbilden.

Sein großes Ziel, Raubtier-Dompteur zu werden, verliert er dennoch nie aus den Augen. Ein Reitunfall bringt die ersehnte Wende. In Folge einer schweren Knie-verletzung muss Siemoneit die Reiterei just zu einem Zeitpunkt aufgeben, da die Barum-Direktion beschließt, ihre Raubtier-Nummer künftig von einem jüngeren Dompteur vorführen zu lassen. In der Saison 1952 steht er erstmals mit einer Gruppe bestehend aus Löwen und Tigern in der Barum-Manege. Start einer Bilderbuch-Karriere.

In den Folgejahren geht es stetig bergauf. Siemoneit wird von renommierten Circusunternehmen engagiert, gastiert in ganz Europa. 1957 baut er für den dänischen „Circus Benneweis“ eine große gemischte Raubtiergruppe mit Löwen, Tigern, Pumas, Leoparden und einem schwarzen Panther auf; damals wie heute eine Rarität und absolute Sensation.

Von seinen ersparten Gagen kauft er sich 1962 eigene Raubtiere: vier Löwen, zwei Tiger, zwei Leoparden, zwei Pumas und den schwarzen Panther „Onyx“. Mit ihm gelingt ihm eine bis heute einmalige Dressur und letztlich der ganz große Durchbruch. Aus drei Metern Höhe springt der Panther in die Arme des Dompteurs.

Schnell avanciert Gerd Siemoneit zu einem gefragten Experten und wirkt in verschiedenen Dokumentarfilmen und Fernseh-Serien mit.

Im Frühjahr 1970 kauft er Wagen und technisches Material des 1968 eingestellten Circus Barum und gründet sein eigenes Unternehmen, das er in Anlehnung an seine Erfolge als Hauptdarsteller in der Fernsehserie „Jens Claasen und seine Tiere“ „Circus Safari“ nennt.

1971 benennt er seinen Circus zunächst in „Barum-Safari“ um. Nach Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft der verstorbenen Margarete Kreiser-Barum erhält er ein Jahr später endgültig die uneingeschränkten Rechte an dem traditionsreichen Namen „Barum“, der damit auch offizieller Bestandteil des Familiennamens Siemoneit wird.

Unter der Leitung von Gerd Siemoneit wächst der Circus Barum zu einem der erfolgreichsten Großcircusse Europas heran.

Höhepunkt der Programme sind stets Siemoneit’s eigene Raubtier-Nummern. Für seinen einzigartigen Dressurstil erhält Gerd Siemoneit zahlreiche Auszeichnungen. 1975 überreicht Prinzessin Caroline von Monaco dem Star-Dompteur beim „Internationalen Circusfestival von Monte Carlo“ den „Silbernen Clown“. 1976 erhält er das Bundesverdienstkreuz. 1998 wird Siemoneit beim „Circusfestival von Monte Carlo“ von Fürst Rainier von Monaco für sein Lebenswerk geehrt.

Circus Willy Hagenbeck 1976

Düsseldorf - Rheinwiesen 1976

Wilhelm Hagenbeck's Eisbärendressur

Circus Adolf Althoff 1965

Der berühmte Tigerritt zu Pferd.
Adolf Althoff ging mit dieser Nummer ins Engagement zu Ringling in die USA.

Circus Strassburger 1928

"6 Pferdestärken starke Zugmaschinen"

Circus Adolf Fischer 1956

17. September 2008